Abschirmung (Atomphysik)

Abschirmung bezeichnet in einem Mehrelektronen-Atom die Verringerung der anziehenden Wechselwirkung zwischen einem Elektron und dem Kern durch die Wirkung der übrigen Elektronen.

Die Energie  ε n , l {\displaystyle \varepsilon _{n,l}} eines Elektrons hängt im Zentralfeldmodell des Atoms ab von den Quantenzahlen n {\displaystyle n} und l {\displaystyle l} :

ε n , l = ( Z n ) 2 E R {\displaystyle \varepsilon _{n,l}=-\left({\frac {Z'}{n'}}\right)^{2}\cdot E_{R}}

mit

  • effektiver Kernladungszahl Z = Z e f f = Z σ n , l {\displaystyle Z'=Z_{\mathrm {eff} }=Z-\sigma _{n,l}}
    • Kernladungszahl Z {\displaystyle Z}
    • Abschirmkonstante  σ n , l {\displaystyle \sigma _{n,l}} (s. u.)
  • effektiver Quantenzahl n = n δ n , l {\displaystyle n'=n-\delta _{n,l}} (s. u.)
    • Hauptquantenzahl n {\displaystyle n}
    • Quantendefekt δ n , l {\displaystyle \delta _{n,l}}
  • Rydberg-Energie E R {\displaystyle E_{\mathrm {R} }} (dort zum Vergleich auch die Formel für Ein-Elektron-Systeme).

Für die Radialteile der zugehörigen Einelektron-Wellenfunktionen Ψ n , l , m = R n , l ( r ) Y l , m ( θ , φ ) {\displaystyle \Psi _{n,l,m}=R_{n,l}(r)\cdot Y_{l,m}(\theta ,\varphi )} wurde von John C. Slater folgender analytischer Ausdruck vorgeschlagen:

R n , l ( r ) = N r n 1 exp ( Z n r a 0 ) {\displaystyle R_{n,l}(r)=N\cdot r^{n'-1}\cdot \exp \left(-{\frac {Z'}{n'}}\cdot {\frac {r}{a_{0}}}\right)}

mit dem Normierungsfaktor N {\displaystyle N} .

Einelektronen-Wellenfunktionen mit so ermittelten Radialanteilen heißen Slater-Orbitale.

Slater-Regeln

Die Abschirmkonstante  σ n , l {\displaystyle \sigma _{n,l}} und die effektive Quantenzahl  n {\displaystyle n'} werden wie folgt ermittelt:

  1. Alle Elektronenschalen mit Hauptquantenzahlen größer n und Nebenquantenzahlen größer l {\displaystyle l} bleiben unberücksichtigt.
  2. Jedes weitere Elektron mit gleichem n {\displaystyle n} trägt 0,35 zu σ n , l {\displaystyle \sigma _{n,l}} bei (für n = 1 {\displaystyle n=1} aber nur 0,3).
  3. Jedes Elektron der Schale n 1 {\displaystyle n-1} trägt zu σ n , l {\displaystyle \sigma _{n,l}} bei:
  • für Nebenquantenzahlen l = 0 {\displaystyle l=0} (s-Unterschale) und l = 1 {\displaystyle l=1} (p-Unterschale): jeweils 0,85
  • für Nebenquantenzahlen l = 2 {\displaystyle l=2} (d-Unterschale) und l = 3 {\displaystyle l=3} (f-Unterschale): jeweils 1,0.
4. Alle Elektronen aus noch tiefer liegenden Schalen liefern einen Beitrag von 1,0.

Daraus folgt folgende Tabelle:

n 1 2 3 4 5 6
n' 1,0 2,0 3,0 3,7 4,0 4,2

Auswirkung

Da die Bahnen unterschiedlicher Drehimpulsquantenzahl l {\displaystyle l} unterschiedlichen Abschirmungen unterliegen, wird im Rahmen des Sommerfeldschen Atommodells die Bahnentartung (sprich die Energiegleichheit von Zuständen gleicher Hauptquantenzahl n {\displaystyle n} , aber unterschiedlicher Drehimpulsquantenzahl) aufgehoben.

  • Abschirmung bei Spektrum, Lexikon der Physik