Codex Marianus

Fol. 36

Der Codex Marianus ist eine illustrierte Handschrift in altbulgarischer Sprache[1] in glagolitischer Schrift wahrscheinlich aus dem frühen 11. Jahrhundert. Sie enthält den unvollständigen Text der vier Evangelien des Neuen Testaments von Matth. 5,23 bis Joh. 21,7. Es sind 174 Pergamentblätter erhalten, mit farbigen Miniaturdarstellungen der Evangelisten Markus, Lukas und Johannes. Blatt 134 wurde im 14. Jahrhundert in kyrillischer Schrift ersetzt.

Die Schrift gleicht dem Codex Zographensis und dem Codex Assemanius, daher wird eine Entstehung im mittelalterlichen Bulgarien (Schule von Ohrid) vermutet.[1] Einige sprachliche Besonderheiten zeigen altserbische Einflüsse.

172 Blätter wurden 1844/45 vom russischen Slawisten Wiktor Iwanowitsch Grigorowitsch im Marienkloster auf dem Athos gefunden. Sie befinden sich heute in der Russischen Staatsbibliothek in Moskau, Signatur Григ. 6/ Муз. 1689.

Zwei Blätter waren vorher vom kroatischen Diplomaten Antun Mihanović gefunden worden. Diese befinden sich heute in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien, Signatur Cod. Slav. 146.

Ausgaben

  • Vatroslav Jagić, Quattuor Evangeliorum versionis palaeoslovenicae Codex Marianus Glagoliticus, Berlin: Weidmann 1883, Reprint: Graz: Akademischer Druck, 1960

Literatur

  • M. Garzaniti, Die altslavische Version der Evangelien, Köln: Böhlau, 2001

Weblinks

  • Digitalisat der Russischen Staatsbibliothek
  • Katalogisat und Digitalisat der in der Österreichischen Nationalbibliothek befindlichen Blätter
  • Codex Marianus mit kyrillischer Transkription (Universität Frankfurt)

Einzelnachweise

  1. a b Helmut Wilhelm Schaller (Hrsg.): Die bulgarische Sprache in Vergangenheit und Gegenwart. Vom Altbulgarischen zur Sprache der Europäischen Union. AVM.edition, 2017, ISBN 978-3-95477-078-6, S. 63–64.