Joan Olive Chissell

Joan Olive Chissell (* 22. Mai 1919 in Cromer; † 31. Januar 2007 in London) war eine englische Schriftstellerin und Musikkritikerin. Sie war eine ausgewiesene Robert-Schumann-Spezialistin. Sie war langjährige Musikkritikerin der Times und besprach als solche Virtuosen und Debütanten des Musiklebens über dreißig Jahre lang mit großer Klarheit und Ausgewogenheit. Sie verband dabei Offenheit mit Höflichkeit, Ehrerbietung und Generosität in einer Weise, die ihr langjährigen Respekt und Freundschaften der besprochenen Musiker einbrachte.

Leben und Werk

Chissel wurde in Cromer geboren. Sie besuchte die Manor School in Sheringham, als ihr das Talent für das Klavier 1937 ein Stipendium für das Royal College of Music (RCM) einbrachte. Von 1936 bis 1942 studierte sie an diesem Institut bei Kendall Taylor Klavier, bei Herbert Howells Komposition und bei Frank Howes Geschichte und Musikkritik. Nachdem sie sich wegen einer Verletzung von der ursprünglich anvisierten Karriere als professionelle Pianistin lösen musste, wurde sie 1943 Lektorin und Musikkritikerin am RCM. Gleichzeitig gab sie Kurse für Teilzeitstudenten an den Universitäten London und Oxford. Sie wohnte in London in St. John’s Wood, nahe den EMI Aufnahmestudios in der Abbey Road. Bei Besuchen dort oder nach einer Flussüberfahrt über die Themse nach Newbridge traf sie häufig Bekannte aus der Musikwelt wie beispielsweise Swjatoslaw Richter oder Rudolf Serkin zu einem kleinen Lunch oder zu einer Flasche Wein. Beide Seiten konnten hier von ihrem Berufsstress relaxen.

Zwischenzeitlich war ihr Interesse an Musikästhetik, ihre Klarheit und ihre Kenntnis der Musikliteratur nicht unentdeckt geblieben. Frank Howes selbst, seit 1943 führender Musikkritiker bei der Times, holte 1948 Chisell als seine Assistentin zu dieser Zeitung. Diese Position füllte Chisell bis ins Jahr 1979 aus. Während dieser Periode fanden sich in der Times hochwertige Konzertbesprechungen aus der Wigmore Hall, die vor allen Dingen den musikalischen Einsteigern und jungen Musik-Aspiranten eine großartige Plattform für ihre Karrieren eröffneten. Die Vortragsbesprechungen dieser jungen Künstler, ob eher kritisch oder auch gewogen, waren von großer Besonnenheit und Rücksichtnahme geprägt. Sie dienten immer dem Vorankommen der besprochenen Künstler.

Vor allen Dingen die Bücher über Robert Schumann (1948, 1967), Chopin (1965), über Brahms (1977) und über Clara Schumann (1983) weisen Chisell international als große Musikexpertin, speziell als Schumann-Expertin aus. Joan Chisell erhielt 1991 den Robert-Schumann-Preis der Stadt Zwickau. Als verletzungsbedingt „verhinderte Pianistin“ arbeitete Chisell auch als Rundfunksprecherin bei Klassikübertragungen für die BBC. Sie schrieb auch Beiträge für Musik-Periodika wie The Gramophone. Sie wirkte ebenfalls als Jurorin bei internationalen Klavierwettbewerben mit.

Literatur

  • Oxford Music Online: Joan Olive Chissel (Vorschau). Abgerufen am 20. Mai 2018 (englisch). 
  • The Times: Joan Olive Chisell (Nachruf). 5. Februar 2007, abgerufen am 20. Mai 2018 (englisch). 
Träger des Robert-Schumann-Preises

Georg Eismann, Hans Storck, Annerose Schmidt (1964) | Karl Laux, Lore Fischer (1965) | Daniel Shitomirski, Dieter Zechlin (1966) | Olivier Alain, Orchester der Bühnen der Stadt Zwickau (1967) | Swjatoslaw Richter (1968) | Peter Schreier, Herbert Schulze (1969) | Dmitri Baschkirow, Martin Schoppe (1970) | Günther Leib, Tatjana Nikolajewa (1971) | Ekkehard Otto, Marija Maksakowa (1972) | Emil Gilels, Elisabeth Breul (1973) | Amadeus Webersinke, Nelly Akopian (1974) | Sara Doluchanowa, Hélène Boschi (1975) | Sigrid Kehl, Elisso Wirsaladse (1976) | Rudolf Kehrer, Herbert Kaliga (1977) | Gertraud Geißler, Hans Joachim Köhler (1978) | Hanne-Lore Kuhse, František Rauch (1979) | Theo Adam, Miklós Forrai (1980) | Kurt Masur, Halina Czerny-Stefańska (1981) | Mitsuko Shirai, Peter Rösel (1982) | Rudolf Fischer, Eva Fleischer (1983) | Gustáv Papp, Dezső Ránki (1984) | Pawel Lisizian, Jacob Lateiner (1985) | Jörg Demus, Gerd Nauhaus (1986) | Dietrich Fischer-Dieskau (1987) | Albrecht Hofmann (1988) | Pawel Jegorow, Bernard Ringeissen (1989) | Hartmut Höll, Günther Müller (1990) | Joan Chissell (1991) | Abegg Trio, Gisela Schäfer (1992) | Jozef de Beenhouwer (1993) | Wolfgang Sawallisch (1994) | Hansheinz Schneeberger, Dieter-Gerhardt Worm (1995) | Nancy B. Reich, Bernhard R. Appel (1996) | Nikolaus Harnoncourt (1997) | Linda Correll Roesner, Olaf Bär (1998) | Altenberg Trio, Ernst Burger (1999) | Olga Lossewa, Steven Isserlis (2000) | John Eliot Gardiner (2001) | Alfred Brendel (2002) | Joachim Draheim, Juliane Banse (2003) | Daniel Barenboim (2005) | Margit L. McCorkle, Anton Kuerti (2007) | Reinhard Kapp, Michael Struck (2009) | András Schiff (2011) | Jon W. Finson, Ulf Wallin (2013) | Robert-Schumann-Forschungsstelle (2015) | Heinz Holliger (2017) | Ragna Schirmer, Janina Klassen (2019) | Thomas Synofzik (2021) | Christian Gerhaher/Gerold Huber, Florian Uhlig (2023)

Normdaten (Person): LCCN: n50038172 | VIAF: 72062120 | Wikipedia-Personensuche | Kein GND-Personendatensatz. Letzte Überprüfung: 21. Mai 2018.
Personendaten
NAME Chissell, Joan Olive
KURZBESCHREIBUNG britische Schriftstellerin und Musikkritikerin
GEBURTSDATUM 22. Mai 1919
GEBURTSORT Cromer
STERBEDATUM 31. Januar 2007
STERBEORT London