Wilmesaurisch

Wilmesaurisch

Gesprochen in

Polen (Wilamowice)
Sprecher ca. 100
Linguistische
Klassifikation
  • Indogermanische Sprachen
    Germanische Sprachen
    Westgermanische Sprachen
    Wilmesaurisch
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

gem (sonstige Germanische Sprachen)

ISO 639-3

wym

Wilmesaurisch (Wymysiöeryś) ist eine Mikroliteratursprache, die sich aus einem mitteldeutschen Dialekt entwickelt hat und die in der kleinen an der Grenze zwischen Schlesien und Kleinpolen gelegenen Stadt Wilamowice (Wilmesaurisch: Wymysoü, Deutsch: Wilmesau) bei Bielsko-Biała gesprochen wird.

Derzeit gibt es ungefähr 100 Muttersprachler, mehrheitlich ältere Leute; Wilmesaurisch ist deswegen eine vom Aussterben bedrohte Sprache.

Geschichte

Ein Poster mit der Deklination des Wortes lieben (buchstablich: gern haben) auf Wilmesaurisch während der CSD-Parade in Bielsko-Biała (2021)
Willkommensschild mit der Inschrift auf Wilmesaurisch und Polnisch
Informationen über der Pfarrkirche auch in der wilmesaurischen Sprache
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Wilmesaurisch scheint vom Mitteldeutschen des 12. Jahrhunderts abgeleitet zu sein, mit einem starken niederdeutschen, niederländischen, polnischen und englischen Einfluss.

Wahrscheinlich sind die Einwohner von Wilamowice Nachkommen von flämischen, deutschen und schottischen Siedlern, die Polen im 13. Jahrhundert besiedelten. Allerdings lehnten die Einwohner von Wilamowice immer mögliche Verbindungen mit Deutschland ab und bestanden auf ihrer flämischen Herkunft.

Wilmesaurisch war die Umgangssprache in Wilamowice bis 1945/1949. Nach dem Zweiten Weltkrieg verboten die örtlichen Kommunisten den Gebrauch der Sprache. Obwohl das Verbot nach 1956 aufgehoben wurde, ist Wilmesaurisch insbesondere in den jüngeren Generationen allmählich durch Polnisch ersetzt worden.

Im Jahr 2007 wurde die wilmesaurische Sprache von der US-amerikanischen Library of Congress als eigene Sprache anerkannt. Ein Jahr später erfolgte die Anerkennung des Wilmesaurischen als Sprache durch die Aufnahme in den Ethnologue und zwei Jahre später durch die UNESCO. Dennoch gibt es bis heute polnische Forscher, die weiterhin die Ansicht vertreten, dass es sich nur um eine Mundart und nicht um eine Sprache handelt. In Wilmesau wird weiterhin darum gekämpft, die Sprache als solche in Warschau anerkennen zu lassen.[1]

Alphabet

a ao b c ć d e f g h i j k ł l m n ń o ö p q r s ś t u ü v w y z ź ż
A AO B C Ć D E F G H I J K Ł L M N Ń O Ö P Q R S Ś T U Ü V W Y Z Ź Ż

Wörterbuch

Ein Kurzwörterbuch des Wilmesaurischen mit deutschen, niederländischen und englischen Übersetzungen (ł wird im Wilmesaurischen wie /w/ und w wie /v/ gesprochen):

Wilmesaurisch Deutsch Niederländisch Englisch
ałan allein alleen alone
ana, an und en and
bryk Brücke brug bridge
duł dumm dom dull
fulgia hören / folgen horen / volgen to hear / to follow
ganc ganz gans entirely
gyrycht Gericht gerecht court
dyr hymuł der Himmel de hemel the heaven
łiwa Liebe liefde love
a mikieła ein bisschen een beetje a bit (vgl. Altenglisch „micel“)
müter Mutter moeder mother
mytuł Mitte middel middle
nimanda niemand niemand no one
ny nein nee no
ödum Atem (Odem) adem breath (Altenglisch „ǽðm“)
olifant Elefant olifant elephant
öwyt Abend avond evening
śrajwa schreiben schrijven to write (vgl. Englisch „to scribe“)
syster Schwester zuster sister
śtaen Stein steen stone
trynkia trinken drinken to drink
wełt Welt wereld world
wynter Winter winter winter
zyłwer Silber zilver silver
zyjwa sieben zeven seven
sgiöekumt Willkommen welkom welcome

Wilmesaurisches Schlaflied

Śłöf maj büwła fest!
Skumma fremdy gest,
Skumma müma ana fetyn,
S’brennia nysła ana epułn,
Śłöf dy Jasiu fest!

Übersetzung:

Schlaf mein Bube fest!
Es kommen fremde Gäste,
Es kommen Tanten und Vettern,
Sie bringen Nüsschen und Äpfel,
Schlaf du Jasiu fest.

Literatur

  • Tomasz Wicherkiewicz: The Making of a Language: The Case of the Idiom of Wilamowice, Southern Poland. Walter de Gruyter, Berlin / New York 2003, ISBN 3-11-017099-X (google.co.uk). 
  • Maria Katarzyna Lasatowicz: Die deutsche Mundart von Wilamowice zwischen 1920 und 1987. Pädagogische Hochschule, Opole 1992.
  • Hermann Mojmir: Wörterbuch der deutschen Mundart von Wilamowice (Dictionary of a German dialect of Wilamowice). Polska Akademia Umiejętności, Kraków 1930–1936.
  • Ludwik Młynek: Narzecze wilamowickie. J.Pisz, Tarnów 1907.
  • Józef Latosiński: Monografia miasteczka Wilamowic. Kraków 1909.
  • Adam Kleczkowski: Dialekt Wilamowic w zachodniej Galicji. Fonetyka i fleksja. Polska Akademia Umiejętności, Kraków 1920.
  • Adam Kleczkowski: Dialekt Wilamowic w zachodniej Galicji. Składnia. Uniwersytet Poznański, Poznań 1921.

Weblinks

Commons: Józef Gara – Sammlung von Bildern und Audiodateien
Test-Wikipedia auf Wilmesaurisch
Wiktionary: Wilmesaurisch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  • Beitrag über den Dialekt Wilmesaurisch in der Fernsehsendung Schlesien Journal
  • Unterhaltung auf Wilmesaurisch mit Untertiteln in wilmesaurischer Schriftsprache

Einzelnachweise

  1. Wissenswertes zur wilmesaurischen Sprache abgerufen im Oktober 2017