Grégory Baugé

Grégory Baugé
Grégory Baugé (2020)
Grégory Baugé (2020)
Zur Person
Vollständiger Name Grégory Benoît Baugé
Spitzname Tigre
Geburtsdatum 31. Januar 1985
Nation Frankreich Frankreich
Disziplin Bahn (Kurzzeit)
Karriereende 2021
Wichtigste Erfolge
Olympische Spiele
2016 – Teamsprint
2012 – Sprint, Teamsprint
2008 – Teamsprint
Team(s) als Trainer
2022– Französisches Nationalteam – Kurzzeit
Letzte Aktualisierung: 30. Oktober 2023

Grégory Benoît Baugé (* 31. Januar 1985 in Maisons-Laffitte bei Paris) ist ein französischer Radsporttrainer und ehemaliger Radrennfahrer. Er wurde neun Mal Weltmeister in Kurzzeitdisziplinen auf der Bahn.

Sportliche Karriere

Grégory Baugé, dessen Familie aus Guadeloupe stammt, begann mit acht Jahren Fußball zu spielen. Nach kurzer Zeit entschied er sich jedoch gegen Fußball, da er dabei friere. Daraufhin meldete ihn sein Vater in einer Radsportschule an, und Baugé begeisterte sich für diesen Sport und fuhr auch (trotz Kälte) Rennen auf der Straße.

Baugé konzentrierte sich jedoch bald auf Bahnrennen. 2002 wurde er Junioren-Weltmeister im Sprint. 2006 wurde er erstmals Weltmeister, im Teamsprint bei den Bahn-Weltmeisterschaften. Diesen Erfolg konnte er dreimal in den folgenden Jahren wiederholen und 2009 mit einem Einzelsieg im Sprint krönen. Damit war er 100 Jahre nach dem WM-Sieg von Major Taylor im Jahre 1899 der zweite dunkelhäutige Sprint-Weltmeister. Zudem errang Baugé bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking die Silbermedaille im Teamsprint. 2010 errang Baugé erneut den WM-Titel im Sprint. Bei der Bahn-WM 2011 in Apeldoorn konnte er diesen Erfolg wiederholen und zudem die Goldmedaille im Teamsprint erringen. Damit war er zunächst der erfolgreichste männliche Sportler dieser Weltmeisterschaften, bis ihm die Medaillen aberkannt wurden.

Bei den UCI-Bahn-Weltmeisterschaften 2012 in Melbourne wurde Baugé Weltmeister im Sprint und Vize-Weltmeister im Teamsprint mit Kévin Sireau und Michaël D’Almeida. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London errang er jeweils die Silbermedaille im Teamsprint, gemeinsam mit Kévin Sireau und Michaël D’Almeida, und im Sprint.

2016 wurde Baugé für die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro nominiert, wo er gemeinsam mit François Pervis und Michaël D’Almeida die Bronzemedaille im Teamsprint errang. Im Sprint belegte er Rang sieben. 2019 errang er jeweils Silber im Teamsprint mit Quentin Lafargue, Sébastien Vigier und Michaël D’Almeida bei den Weltmeisterschaften sowie mit Rayan Helal, Quentin Caleyron und Lafargue Silber bei den Europaspielen in Minsk. Bei den Europameisterschaften 2019 belegte er mit Lafargue, Vigier und Melvin Landerneau Rang drei.

Im Januar 2021 erklärte Grégory Baugé seinen Rücktritt vom Leistungsradsport.[1]

Aberkennung der WM-Titel

Im Januar 2012 gab der Weltradsportverband Union Cycliste Internationale (UCI) bekannt, dass Baugé seine beiden Weltmeistertitel von 2011 aberkannt wurden, weil er mehrfach gegen die Melde-Auflagen der Welt-Dopingagentur WADA verstoßen habe. Dies wird als Dopingvergehen gewertet.[2] Sein Anwalt gab an, dass Baugé bei einem der Termine krank gewesen sei und sich deshalb an einem anderen Ort als angegeben aufgehalten habe. Der französische Radsportverband FFC hatte die Verstöße von Baugé schon im Dezember 2010 angezeigt und kritisierte den Weltradsportverband Union Cycliste Internationale (UCI) für die Verzögerung in ihrer Entscheidung als „leichtfertig“.[3]

Da Baugé nachträglich von Dezember 2010 bis Dezember 2011 offiziell von der UCI gesperrt wurde, war sein Start bei den Olympischen Spielen in London nicht gefährdet.[4]

Berufliches

Seit 2005 war Baugé im Rahmen eines Integrationsprojekts für Sportler im Öffentlichen Dienst des Département Val-de-Marne tätig. Von seiner dortigen Tätigkeit wurde er freigestellt, um ab März 2022 als Nationaltrainer der französischen Sprintmannschaft zu fungieren.[5][6]

Kritische Äußerungen von Baugé

Im Dezember 2016 übte Baugé Kritik am französischen Radsportverband FFC. Dass er bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio nur Rang sieben belegt habe, hätte an schlechter Vorbereitung und Rahmenbedingungen gelegen. Die Arbeit der früheren Trainer Daniel Morelon, Gérard Quintyn und Florian Rousseau sei vom Verband „mit Füßen getreten“ worden, und das „französische Wissen“ habe sich in Luft aufgelöst. Vier Jahre zuvor habe man mit weniger Mitteln und ohne das inzwischen bestehende Vélodrome National größere Erfolge erzielt.[7] In einem weiteren Interview erklärte er, er habe vor, bis zu den Olympischen Spielen in Tokio weiter aktiv bleiben zu wollen.[8]

2019 errang er bei den Bahnweltmeisterschaften mit Quentin Lafargue, Sébastien Vigier und Michaël D’Almeida Silber im Teamsprint. Bei den Europaspielen in Minsk holte er ebenfalls Silber im Teamsprint (mit Rayan Helal, Quentin Caleyron und Quentin Lafargue). Das französische Team mit Lafargue, Vigier und Melvin Landerneau belegte bei den Europameisterschaften Rang drei im Teamsprint.

Im Juni 2020 äußerte sich Grégory Baugé zu den Protesten infolge des Todes von George Floyd, dass dunkelhäutige Fahrer wie er selbst auch an der Spitze des Radsports täglich mit rassistischer Diskriminierung umgehen müssten. Zwar habe er im Radsport-Profibereich kaum rassistische Diskriminierung erfahren, doch insgesamt sei sie ein täglicher Begleiter eines dunkelhäutigen Bürgers: „Rassismus war immer ein Teil unseres Lebens, schon immer. Wir haben gelernt, damit zu leben, auch wenn das natürlich bedauernswert ist. Es ist einfach unglückselig.“ Er verwies auf seinen Landsmann Kévin Réza, der zu Beginn seiner Karriere mit rassistischen Bemerkungen konfrontiert worden sei. Für Baugé sind diese Vorfälle keine Überraschung, auch wenn die Athleten üblicherweise die Anschuldigungen stillschweigend hinnehmen aus Angst, nicht genügend Unterstützung zu erhalten: „Wir leiden und wir sind allein. Wir sehen es im Fußball. Sie sagen immer wieder, dass sie gegen Rassismus seien, aber sie tun nichts dagegen. [...] solange es kein Geld einbringt, wird sich auch nichts ändern.“[9]

Erfolge

Baugé (l.) bei den Olympischen Spielen 2016 im Lauf gegen Denis Dmitrijew
2002
2003
  • Silbermedaille Junioren-Weltmeisterschaft – Sprint
  • Europa Europameister – Teamsprint (mit Mathieu Mandard und François Pervis)
  • Europa Junioren-Europameister – Sprint
  • Französischer Junioren-Meister – Sprint
2004
  • Europa Europameister – Teamsprint (mit Mathieu Mandard und Hervé Gané)
  • Französischer U23-Meister – Sprint
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2019

Weblinks

Commons: Grégory Baugé – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Grégory Baugé in der Datenbank von Radsportseiten.net
  • Grégory Baugé in der Datenbank von Olympedia.org (englisch)
  • Homepage von Grégory Baugé (Memento vom 14. April 2009 im Internet Archive)

Einzelnachweise

  1. Grégory Baugé raccroche. In: directvelo.com. 10. Januar 2021, abgerufen am 11. Januar 2021 (französisch). 
  2. Bauge und französische Sprinter müssen WM-Gold abgeben auf radsport-news.com v. 6. Januar 2012
  3. Baugé : la FFC tacle l'UCI auf eurosport.fr v. 6. Januar 2012 (Memento vom 9. Januar 2012 im Internet Archive) (frz.)
  4. Jason Kenny named world sprint champion after Bauge ban auf news.bbc.co.uk v. 6. Januar 2012 (engl.)
  5. Grégory Baugé, agent du Département, multiple champion du monde de cyclisme... et entraîneur de l’équipe nationale de sp. In: valdemarne.fr. Abgerufen am 16. Februar 2022 (französisch). 
  6. Grégory Baugé nommé entraîneur national du sprint. In: lequipe.fr. Abgerufen am 30. Oktober 2023 (französisch). 
  7. Cédric Callier: Grégory Baugé : «Tout le savoir-faire français est parti en fumée». In: sport24.lefigaro.fr. 23. Dezember 2016, abgerufen am 2. August 2017 (fr_FR). 
  8. Grégory Baugé – Un tigre ne dort jamais [Bonus numérique de Couleurs Sport] – outre-mer 1ère. In: la1ere.francetvinfo.fr. 8. April 2017, abgerufen am 2. August 2017 (französisch). 
  9. Grégory Baugé: Rassismus als ständiger Begleiter. In: rad-net.de. 4. Juni 2020, abgerufen am 15. Juni 2020. 
  10. Die Weltmeistertitel wurden Baugé aberkannt, wegen Verstosses gegen die Meldeauflagen der Welt-Dopingagentur WADA, im Falle des Teamsprints auch Sireau und D’Almeida. s. oben.
Weltmeister im Sprint

1895 Robert Protin | 1896 Paul Bourillon | 1897 Willy Arend | 1898 George A. Banker | 1899 Major Taylor | 1900 Edmond Jacquelin | 1901–1903, 1906, 1908, 1911 Thorvald Ellegaard | 1904 Iver Lawson | 1905 Gabriel Poulain | 1907, 1910 Émile Friol | 1909 Victor Dupré | 1912 Frank Kramer | 1913 Walter Rütt | 1914–1919 nicht ausgetragen | 1920 Robert Spears | 1921–1924, 1926 Piet Moeskops | 1925 Ernst Kaufmann | 1927–1930 Lucien Michard | 1931 Willy Falck Hansen | 1932–1937, 1947 Jef Scherens | 1938, 1948, 1953 Arie van Vliet | 1939–1945 Finale bzw. WM nicht ausgetragen | 1946, 1957 Jan Derksen | 1949–1951, 1954 Reg Harris | 1952 Oscar Plattner | 1955, 1956, 1959–1962, 1964 Antonio Maspes | 1958 Michel Rousseau | 1963 Sante Gaiardoni | 1965, 1966, 1968 Giuseppe Beghetto | 1967, 1969 Patrick Sercu | 1970 Gordon Johnson | 1971 Leijn Loevesijn | 1972, 1973 Robert Van Lancker | 1974 Peder Pedersen | 1975, 1976 John Nicholson | 1977–1986 Kōichi Nakano | 1987 Nobuyuki Tawara | 1988 Stephen Pate | 1989 Claudio Golinelli | 1990, 1992 Michael Hübner | 1993 Gary Neiwand | 1994 Marty Nothstein | 1995 Darryn Hill | 1996–1998 Florian Rousseau | 1999, 2003 Laurent Gané | 2000 Jan van Eijden | 2001 Arnaud Tournant | 2002 Sean Eadie | 2004, 2006, 2007 Theo Bos | 2005 René Wolff | 2008 Chris Hoy | 2009, 2010, 2012, 2015 Grégory Baugé | 2011, 2016 Jason Kenny | 2013 Stefan Bötticher | 2014 François Pervis | 2017 Denis Dmitrijew | 2018 Matthew Glaetzer | 2019–2023 Harrie Lavreysen

1995 van Eijden/Fiedler/Hübner | 1996 Hill/Kelly/Neiwand | 1997, 1998 Le Quellec/Rousseau/Tournant | 1999, 2000, 2001 Gané/Rousseau/Tournant | 2002 Staff/Hoy/MacLean | 2003 Bergemann/Wolff/Fiedler | 2004 Bourgain/Gané/Tournant | 2005 Hoy/Queally/Staff | 2006, 2007 Baugé/Bourgain/Tournant | 2008 Baugé/Sireau/Tournant | 2009 Baugé/Bourgain/Sireau | 2010 Förstemann/Levy/Nimke | 2011 Enders/Levy/Nimke | 2012 Perkins/Sunderland/Glaetzer | 2013 Enders/Bötticher/Levy | 2014, 2016, 2017 Mitchell/Webster/Dawkins | 2015 Baugé/Sireau/D’Almeida | 2018 van ’t Hoenderdaal/Lavreysen/Hoogland/Büchli | 2019, 2020 van den Berg/Lavreysen/Hoogland/Büchli | 2021, 2023 van den Berg/Lavreysen/Hoogland | 2022 Hoffman/Richardson/Cornish/Glaetzer

Europameister im Sprint

2010, 2012, 2013 Denis Dmitrijew | 2011 Kévin Sireau | 2014 Grégory Baugé | 2015, 2018, 2019 Jeffrey Hoogland | 2016 Pawel Jakuschewski | 2017, 2022 Sébastien Vigier | 2020 Maximilian Levy | 2021, 2023, 2024 Harrie Lavreysen

Französische Meister im Sprint (Profis/Elite)

1881, 1882 Frédéric de Civry | 1883–1885, 1887, 1891, 1893 Paul Médinger | 1886 Charles Terront | 1888 Paul Chereau | 1890 Louis Cottereau | 1892, 1893 Georges Cassignard | 1894 Maurice Farman | 1895, 1897, 1899 Paul Bourillon | 1896, 1900, 1902 Edmond Jacquelin | 1898 Ludovic Morin | 1901 Charles Jué | 1903 Victor Thuau | 1904, 1906, 1907, 1910, 1913, 1914 Émile Friol | 1905, 1922, 1924 Gabriel Poulain | 1908, 1911, 1914 Léon Hourlier | 1909 Victor Dupré | 1912 André Perchicot | 1919 Pierre Sergent | 1920 Marcel Dupuy | 1923 Maurice Schilles | 1925–1930, 1933–1935 Lucien Michard | 1931 Lucien Faucheux | 1932, 1936, 1938, 1940–1943, 1945, 1946, 1949 Louis Gérardin | 1937 Louis Chaillot | 1939 Guy Renaudin | 1944, 1947, 1948, 1951–1952 Georges Senfftleben | 1953–1955 Jacques Bellenger | 1956–1958, 1963–1965 Roger Gaignard | 1959–1962, 1967 Michel Rousseau | 1968 André Gruchet | 1969 Jack Mourioux | 1970 Cyrille Guimard | 1976, 1977 Serge Aubey | 1978 Yves Daniel | 1980 Daniel Morelon | 1981 Francis Castaing | 1982, 1985 Yavé Cahard | 1984 Philippe Vernet | 1986–1988 Patrick Da Rocha | 1992, 1994 Frédéric Magné | 1993 Fabrice Colas | 1995–1998, 2000 Florian Rousseau | 1999, 2001–2004 Laurent Gané | 2005 Arnaud Tournant | 2006, 2008, 2010 Kévin Sireau | 2007, 2009 Grégory Baugé | 2012, 2013, 2015 François Pervis | 2014, 2016 Quentin Lafargue | 2017, 2018 Sébastien Vigier | 2019, 2022–2024 Rayan Helal | 2021 Tom Derache

Der Sprint wurde nicht durchgängig bei französischen Bahn-Meisterschaften ausgetragen.

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Personendaten
NAME Baugé, Grégory
ALTERNATIVNAMEN Baugé, Grégory Benoît (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG französischer Radrennfahrer
GEBURTSDATUM 31. Januar 1985
GEBURTSORT Maisons-Laffitte, Frankreich