Industrieverband Fahrzeugbau

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Industrieverband Fahrzeugbau (IFA) war ein Zusammenschluss von Unternehmen des Fahrzeugbaus in der DDR. Die im Verband zusammengeschlossenen Kombinate unterstanden dem Ministerium für Allgemeinen Maschinen-, Landmaschinen- und Fahrzeugbau.

Geschichte

IFA auf der Leipziger Messe 1986

Auf Befehl der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) wurden die enteigneten Betriebe in insgesamt 65 Industrie-Verwaltungen zusammengefasst. Dies sollte den Einfluss der SMAD und später der Landesregierungen auf die Betriebe, von der Entwicklung über die Materialsicherung und Produktion bis zum Absatz sichern.

Aus 18 westsächsischen Betrieben, die Straßenfahrzeuge herstellten, entstand am 1. Juli 1946 die „Industrieverwaltung 19 Fahrzeugbau“ mit Sitz in Chemnitz. Die gleichen IV 17 (Dresden für Ostsachsen) und IV 18 (Leipzig für das übrige Sachsen) wurden schon 1947 wieder aufgelöst und deren Betriebe der IV 19 zugeordnet. Nach Konstituierung der Deutschen Wirtschaftskommission wurde am 1. Juli 1948 diese IV 19 als IFA Vereinigung Volkseigener Fahrzeugwerke auf das gesamte SBZ-Territorium ausgedehnt.

Ende der 1940er Jahre erfolgte in Forcierung der staatlichen und wirtschaftlichen Zentralisierung die Gründung von „Vereinigungen Volkseigener Betriebe (VVB)“. Die IFA Vereinigung Volkseigener Fahrzeugbau wurde im März 1953 und die VVB Kraftfahrzeugteile 1953 aufgelöst bzw. durch die staatliche Hauptverwaltung ersetzt. 1958 wurde in Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) eine neue VVB Automobilbau geschaffen.

Ende der 1960er Jahre wurde die VVB im Rahmen weiterer Zentralisierungsbestrebungen der Staats- und Parteiführung der DDR in eine Kombinatsstruktur überführt. Obwohl sich der Fahrzeugbau entsprechend der Produktionspalette (Lkw, Pkw, Busse, Motor- und Fahrräder, Motoren, Traktoren, Anhänger, Zubehör und weiteres) in mehrere Kombinate gliederte, wurde das Kürzel IFA allen Kombinatsnamen vorangestellt. Damit sollte die Wirtschaft im Regierungsauftrag vor allem international ein einheitliches Erscheinungsbild mit hohem Wiedererkennungswert abgeben. Vielleicht war dies auch eine Folge der verloren gegangenen internationalen Markenrechts-Auseinandersetzungen (z. B. BMW – EMW; Phänomen – Robur). Geleitet wurde das Kombinat von einem Stammbetrieb aus, der meist der größte VEB im Kombinat war.

Liste der Kombinate

VEB IFA-Kombinat Nutzfahrzeuge Ludwigsfelde

IFA-Werbung in Leipzig (vorn rechts, 1981)

Der Stammbetrieb war in Ludwigsfelde, Bezirk Potsdam.

  • Automobilwerke Ludwigsfelde
    • Vorgänger: Der Betrieb ging aus dem 1936 gebauten Flugmotorenwerk (Daimler-Benz Motoren GmbH) hervor.
    • Produkte: Nach 1945 wurden im Industriewerk Ludwigsfelde zunächst Fahrzeuge nur repariert, später der Hochleistungsdieselmotor 20 KVD 25 und von 1954 bis 1956 1.420 Stück Dieselkarre DK 2002 produziert. Es folgten Motorroller (Pitty, Wiesel, Berlin und Troll sowie Einradanhänger Campi). Ab 1965 waren der Lastkraftwagen IFA W50 und ab 1987 der IFA L60 im Produktionsprogramm.
    • Nachfolger: EGL und NLG bis 1995, jetzt Mercedes-Benz Ludwigsfelde GmbH
  • Robur-Werke
    • Vorgänger: 1888 gegründet, stellte der Betrieb zunächst Fahrräder in Lizenz von Rover, ab 1917 als Phänomen Werke Gustav Hiller, auch Motorräder und Autos her (Phänomobil R4L, Granit, Garant).
    • Produkte: Später wurden hier nur noch Busse und Lkw der Marke Robur, Sonderfahrzeuge und Spezialaufbauten (z. B. Feuerwehren) sowie das dreirädrige Krankenfahrzeug Duo hergestellt.
  • Fahrzeugwerk Waltershausen (Multicar)
    • Vorgänger: 1920 wurde das ADE-Werk (nach Arthur Ade benannt) für landwirtschaftliche Geräte gegründet.
    • Produkte: Ab 1956 wurden Dieselkarren, mit Dieselmotor versehene Elektrokarren, gebaut. Der kleine Universal-Lkw Multicar wurde in Waltershausen hergestellt.
    • Nachfolger: Hako GmbH
  • Lokomotivbau Karl Marx Babelsberg (ab 1984): Produktion von Autodrehkränen (ADK 125)
  • Motorenwerk Cunewalde
  • Schlepperwerk Nordhausen
  • Metallguss Leipzig ab 1988 zum Kombinat
  • Getriebewerk Brandenburg
    • Produkte: Schaltgetriebe für IFA W50 und IFA L60
    • Nachfolger: ZF Friedrichshafen AG Betrieb Brandenburg
  • Getriebewerk Pirna
  • Gelenkwellenwerk Halberstadt
  • IFA-Gelenkwellenwerk Haldensleben
  • Gelenkwellenwerk Stadtilm
  • IFA Ingenieurbetrieb Hohenstein-Ernstthal
    • Produkte: Sondermaschinen, Projektierung
    • Nachfolger: Firma Drauz
  • Fahrzeuggetriebewerk Joliot Curie Leipzig
  • Fahrzeuggetriebewerk „Wilhelm Friedel“ Karl-Marx-Stadt
  • Metallgusswerk Wernigerode
  • Automobilwerk Heidenau
  • Fahrzeugwerk Lübtheen
  • Zwickauer Eisenwerk
  • Kfz-Zubehörwerk Meißen
    • Produkte: Kipphebel, Bremstrommeln, automatisch-lastabhängige Bremsen, Kolbenbolzen, Konsumgüterproduktion (Modellmotoren, Luftpumpe, Wagenheber)
    • Zweigstelle: Justizvollzugsanstalt Torgau
    • Nachfolger: UKM Meißen

VEB IFA-Kombinat Pkw Karl-Marx-Stadt

Das Stammwerk war in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz).

VEB IFA-Kombinat für Zweiradfahrzeuge

Das Stammwerk war in Suhl.

Der VEB Elite-Diamant Fahrradwerke Karl-Marx-Stadt stellte zwar auch Zweiräder her, war jedoch nicht dem IFA-Kombinat zugeordnet, sondern dem VEB Kombinat Wirkmaschinenbau, ab 1978 dem VEB Kombinat Textima.

Weitere Kombinate

  • VEB IFA-Kombinat Spezialaufbauten und Anhänger (1983 dem Kombinat Nutzkraftwagen angegliedert[1])
    • VEB Kraftfahrzeugwerk „Ernst Grube“ Werdau: Bis 1965 Lkw-Produzent von H6, H3, G5 und S4000, danach wurden in Werdau Spezialaufbauten und der Anhänger HW 80 produziert.
    • VEB Spezifa Berlin ab 1984 zum Kombinat
    • VEB Feuerlöschgerätewerk Luckenwalde – FGL wurde 1984 in den VEB Spezifa integriert
    • VEB Feuerlöschgerätewerk Görlitz – FLG
  • VEB IFA-Kombinat für Kfz-Teile
  • VEB IFA-Vertrieb (für die Verteilung der, auch importierten, Fahrzeuge an die Bevölkerung)

Fahrzeug-Galerie

Literatur

  • Peter Kirchberg: Plaste, Blech und Planwirtschaft. Die Geschichte des Automobilbaus in der DDR. Nicolai, Berlin 2000, ISBN 3-87584-027-5.
  • Suhr, Christian: Von Hornig bis zur IFA: 100 Jahre Karosseriebau in Meerane. Schwarz Druck, Werbung und Verlag GmbH, Meerane 2006, ISBN 3-9811118-0-X.

Weblinks

Commons: IFA – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. brandenburgikon.net / Katrin Verch: VEB Industriewerke / IFA-Automobilwerke Ludwigsfelde, abgerufen am 11. Januar 2024.
Deutsche Pkw-Automobilmarken ab 1945

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Ehemalige Marken in der DDR: AWZ | EMW | IFA | Melkus | Sachsenring | Trabant | Wartburg

Industrieverband Fahrzeugbau - Personenkraftwagen und Kleintransporter

Personenwagen
EMW 327 • EMW 340 • Sachsenring P 240 • IFA F 8 • IFA F 9 • AWZ P 70 • Trabant (P 50, 600, 601, 1.1) • Wartburg (311, 312, 313, 353, 1.3)

Kleintransporter
Framo (V 501, V 901) • Barkas (V 901/2, B 1000)

Sonstige Fahrzeuge
DUO • EMW 325 • IFA P1 • IFA P2M • IFA P2S • IFA P3 • AWE Rennsportwagen • Melkus (RS 1000, PT 73 Spyder, SRG MT 77)

Industrieverband Fahrzeugbau – Nutzfahrzeuge

Lastkraftwagen
IFA H6 • IFA H3 • IFA H3A • IFA Z3 • IFA G5 • IFA S4000/S4000-1 • IFA W50 • IFA L60 • IFA 1318 (Prototyp) • Robur-Werke (Phänomen Granit 27, Garant 30K, Robur LO 1800 A, Robur LO 2002 A, Robur LO 2500, Robur LO 3000) • VEB Barkas-Werke/Framo (Framo V 501, Framo V 901, Barkas V 901/2, Barkas B 1000)

Kleinnutzfahrzeuge
Dieselkarre DK 2003 • Multicar (M21, 22, 24, 25) • Kleinschlepper S1 • DFZ 322 • DFZ 632 • Picco I • Waran 1500

Busse
IFA H6B • IFA H3B • Do 54 • Do 56 • Fleischer S1-S5

Schlepper
RS01 • RS02 • RS03 • RS04 • RS08 • RS09 • RS14 • KS07 • KS30 • KS39 • ZT 300 • ZT 320

Bagger
T 170 • T 172 • T 174 • T 185 • T 188 • UB 161 • UB 162 • UB 266 • UB 60 • UB 80 • UB 1212 • UB 1252 • UB 20 • UB 631 • UB 632 • UB 1231 • UB 1232 • UB 1412 • UB 1413

Selbstfahrende Krane
T 157 • T 159 • RDK 25 • RDK 250 • RDK 280 • RDK 300 • RDK 400 • RDK 500 • RDK 630

Mähdrescher
E 175 • E 280 • E 510 • E 512 • E 514 • E 516 • E 517 • E 524 • KS 6

Normdaten (Körperschaft): GND: 2013493-9 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n84127369 | VIAF: 122631048