José de Garro

Marcos José de Garro Senei de Artola (* 1632 in Mondragón, Guipúzcoa im spanischen Baskenland; † 15. Oktober 1702 in San Sebastián im spanischen Baskenland) war ein spanischer Offizier, Kolonialadministrator und Gouverneur in Tucumán, am Río de la Plata und in Chile.

Leben

Herkunft und Jugend

Garro kam als Sohn von Domingo de Garro und seiner Frau María Senei der Artola im Baskenland zur Welt. Er schlug eine Militärkarriere ein, die ihn bis zum Rang eines Maestre de Campo führte. Ab 1671 war er im Orden von Santiago. Nach einem Streit mit einem einflussreichen General, der spanischer Grande war, ging er in die Neue Welt.[1]

Amtszeit als Gouverneur von Tucumán und Buenos Aires

Spanische und portugiesische Gebiete in Südamerika um 1650

Zunächst amtierte er vom 23. März 1674 bis 1678 als Gouverneur von Tucumán in Córdoba, bis er von dort zum Gouverneur von Buenos Aires befördert wurde. Die Portugiesen, denen nach dem Vertrag von Tordesillas das Gebiet östlich etwa des 46. Längengrades als Einflussbereich zugestanden worden war, drangen auf Erweiterung nach Westen und landeten Ende 1679 mit sieben Schiffen auf dem östlichen Ufer des Plata und begründeten gegenüber von Buenos Aires die Kolonie Sacramento. Garro fehlten die militärischen Mittel, um die Invasion zurückzuschlagen; er erbat Hilfe vom Vizekönig von Peru. Mit einer kleinen Armee, die durch Indianer aus den Jesuitenreduktionen von Paraguay ergänzt wurden, gelang es ihm, am 6. August 1680, Sacramento zu stürmen und die portugiesischen Offiziere als Kriegsgefangene nach Chile zu schicken.

Beim spanischen Hof stieß der militärische Bravourstreich auf wenig Gegenliebe. Hier hatte die Diplomatie inzwischen Frieden mit Frankreich und Portugal geschlossen. Sacramento wurde den Portugiesen zurückgegeben und Garro als Gouverneur nach Chile versetzt. Der Streit um die portugiesische Präsenz wurde erst mit dem Vertrag von Utrecht 1713 endgültig beigelegt.

Amtszeit als Gouverneur von Chile

Langwierige Berufung des Nachfolgers von Gouverneur Henríquez

Die Besetzung des Gouverneursamtes von Chile hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon in die Länge gezogen. Die Amtszeit von Gouverneur Juan Henríquez de Villalobos dauerte, und die Ablösung war längst beschlossen. Im Dezember 1677 (als Garro noch in Tucumán Gouverneur war) hatte König Karl II. bereits Antonio de Isasis zum Gouverneur bestimmt, doch dieser starb, bevor er die Reise nach Südamerika antreten konnte. 1679 folgte dann die Benennung von Marcos García Rabanal, wie Isasis Ritter des Orden von Santiago. Die Kriegskommission (spanisch: Junta de Guerra) im Indienrat empfahl daraufhin, vorsorglich einen Ersatzkandidaten zu benennen, da der schlechte Gesundheitszustand von García Rabanal einen Amtsantritt als unwahrscheinlich erscheinen ließ. In der Tat starb er während der Überfahrt Ende 1680. So wurde Garro mit königlicher Urkunde vom 27. Juli 1680 zum Gouverneur von Chile bestimmt.

Amtsantritt

Anfang 1681 erreichte die Ernennungsurkunde Buenos Aires, gemeinsam mit der Nachricht vom Tode García Rabanals. Garro informierte die Audiencia in Santiago und machte sich ein Jahr später auf den Weg. Er erreichte Santiago de Chile am 24. April 1682, legte den üblichen Amtseid vor dem Stadtrat (spanisch: Cabildo) ab und übernahm die Amtsgeschäfte.

Kampf gegen die Mapuche

Zu Beginn seiner Amtszeit führte er mehrere Feldzüge gegen die Mapuche, die im Süden des Landes den Kolonialherren steten Widerstand leisteten. 1684 schlug Garro dem König einen Plan vor, ein Parlamento mit den Anführern einzuberufen und diese zu überwältigen, um den Widerstand zu brechen. Der König lehnte dieses Vorgehen allerdings ab.

Kampf gegen die Freibeuter

Die Insel Mocha im Jahre 1616

Die Spanier verfügten nicht über die erforderlichen Kräfte, um die langgestreckte Küste Chiles wirksam vor den Angriffen von Piraten zu schützen. Daher verfügte der Vizekönig in Lima am 8. März 1684 die Insel Mocha, unweit von Concepción, zu evakuieren, um die Nachschubversorgung der Piraten auszutrocknen. Zudem unterband Garro den gesamten Seeverkehr, um den Piraten keine Beute zu bieten.

1686 versuchte der Freibeuter Edward Davis einen Angriff auf La Serena, musste sich aber nach Kämpfen wieder zurückziehen.

Beginnender Warenschmuggel nach Chile

Zusätzlich zu den räuberischen Piratenangriffen begann Ende des 17. Jahrhunderts ein weiterer Angriff auf die Hoheit der spanischen Krone. Infolge von See-Embargo, hohen Zöllen und dem mühsamen Landweg über den Andenhauptkamm waren viele Importwaren für die Chilenen schlicht unerschwinglich. Englische Schmuggler machten sich das zunutze und begannen mit der illegalen Einfuhr von Waren, die die spanischen Zollvorschriften ignorierte. Später sollten französische und holländische Glücksritter folgen.

Ende der Amtszeit

Am 5. Januar 1692 übergab er sein Amt an seinen Nachfolger Tomás Marín González de Poveda. Nachdem es bis zu seiner juristischen Entlastung einige Verzögerungen gab, reiste er im Juni 1693 zurück nach Europa.

Ämter in Europa

Nach seiner Rückkehr wurde er 1696 zum Gouverneur von Gibraltar ernannt. Später durfte er 1701 in seine baskische Heimat zurückkehren, wo er als Generalkapitän der Provinz Guipúzcoa amtierte und 1702 in San Sebastián starb.

Literatur

  • José Toribio Medina: Diccionario Biográfico Colonial de Chile. Imprenta Elziviriana, Santiago, Chile 1906, S. 344–345 (spanisch, memoriachilena.cl [PDF]). 
  • Diego Barros Arana: Historia General de Chile. Band 5. Editorial Universitaria, Santiago de Chile 2001, S. 161–188 (spanisch, memoriachilena.cl [abgerufen am 24. Juni 2010] Erstausgabe: 1886). 

Weblinks

  • Kurz-Biografie bei Biografías y Vidas (spanisch)
  • Artikel über Freibeuter und Schmuggler in Chile bei Biografía de Chile (spanisch)

Einzelnachweise

  1. Barros Arana, S. 162.

Regentschaft von Karl V.: Juan Núñez de Prado | Francisco de Aguirre | Juan Gregorio Bazán

Regentschaft von Philipp II.: Rodrigo de Aguirre | Gregorio de Ardiles | Juan Pérez de Zurita | Gregorio de Castañeda | Juan Gregorio Bazán | Francisco de Aguirre | Diego Pacheco | Francisco de Aguirre | Pedro Diego de Arana | Nicolás Carrizo | Gerónimo Luis de Cabrera | Gonzálo de Abréu y Figueroa | Hernando de Lerma | Alonso de Cepeda | Juan Ramírez de Velasco | Fernando de Zárate | Pedro Mercado de Peñalosa

Regentschaft von Philipp III.: Felipe de Albornoz | Francisco de Aveñado y Valdivia | Gil de Oscáriz Beaumont y Navarra | Baltasar Pardo y Figueroa | Gutierrez de Acosta y Padilla | Francisco Gil de Negrete | Roque Nestares Aguado | Alonso Mercado y Villacorta | Jerónimo Luis de Cabrera | Lucas de Figueroa y Mendoza | Diego de Trejo

Regentschaft von Philipp IV.: Pedro de Montoya | Alonso Mercado y Villacorta

Regentschaft von Karl II.: José de Garro | Juan Diez de Andino | Fernando de Mendoza Mate de Luna | Martín de Jáuregui | Juan de Zamudio

Regentschaft von Philipp V.: José de la Torre Vela | Gaspar de Barahona | Esteban de Urizar y Arespacochaga | Isidro Ortiz de Haro | Alonso de Alfaro | Baltasar de Abarca y Velasco | Manuel Félix de Arache | Juan de Armaza y Arregui | Matías de Anglés y Gortari | Juan de Santiso y Moscoso | Juan Alonso Espinosa de los Monteros

Regentschaft von Ferdinand VI.: Juan Victorino Martínez de Tineo | Juan Francisco Pestaña Chumacero | Hoaquín Espinoza y Dávalos

Regentschaft von Karl III.: Juan Manuel Fernández Campero | Gerónimo de Matorras | Francisco Gabino Arias | Antonio Arriaga | Andrés de Mestre

ab 1782: Intendentes von Tucumán

Regentschaft von Karl I.: Pedro de Mendoza | Juan de Ayolas | Francisco Ruíz Galán | Domingo Martínez de Irala | Álvar Núñez Cabeza de Vaca | Juan de Sanabria | Diego de Sanabria | Alvaríz de Paz | Domingo Martínez de Irala

Regentschaft von Philipp II.: Gonzalo de Mendoza | Francisco Ortiz de Vergara | Felipe de Cáceres | Juan Ortiz de Zárate | Diego Ortiz de Zárate | Juan de Garay | Alonso de Vera y Aragón | Juan Torres de Vera y Aragón | Hernando Arias de Saavedra | Fernando de Zárate

Regentschaft von Philipp III.: Juan Ramírez de Velasco | Hernando Arias de Saavedra | Diego de Valdés | Francés de Beaumont | Hernando Arias de Saavedra | Diego Martín de Negrón | Mateo Leal de Ayala | Hernando Arias de Saavedra | Diego de Góngora

Regentschaft von Philipp IV.: Alonso Pérez de Salazar | Francisco de Céspedes | Pedro Esteban Dávila | Mendo de la Cueva y Benavidez | Ventura Mojica | Andrés de Sandoval | Jerónimo Luis de Cabrera | Jacinto Lariz | Pedro Baigorrí Ruiz | Alonso Mercado y Villacorta | Juan Martínez de Salazar

Regentschaft von Karl II.: Andrés de Robles | José de Garro | José de Herrera y Sotomayor | Agustín de Robles | Manuel de Prado y Maldonado

Regentschaft von Philipp V.: Alonso Juan de Valdés e Inclán | Manuel de Velasco y Tejada | Juan José de Muliloa | Alonso de Arce y Soria | José Bermúdez de Castro | Baltasar García Ros | Bruno Mauricio de Zabala | Miguel de Salcedo y Sierraalta | Domingo Ortiz de Rozas | José de Andonaegui

Regentschaft von Ferdinand VI.: Pedro Antonio de Cevallos

Regentschaft von Karl III.: Francisco de Paula Bucarelli y Ursúa | Juan José de Vértiz y Salcedo

ab 1776: Vizekönigreich Río de la Plata

Regentschaft von Karl V.: Diego de Almagro | Pedro de Valdivia | Francisco de Villagra | Rodrigo de Quiroga | (Francisco de Aguirre)

Regentschaft von Philipp II.: García Hurtado de Mendoza | Rodrigo de Quiroga | Francisco de Villagra | Pedro de Villagra | Melchor Bravo de Saravia | Rodrigo de Quiroga | Martín Ruiz de Gamboa | Diego García de Cáceres | Alonso de Sotomayor| Pedro de Viscarra | Martín García Óñez de Loyola

Regentschaft von Philipp III.: Pedro de Viscarra | Francisco de Quiñones | Alonso García | Alonso de Ribera | Luis Merlo de la Fuente | Juan de la Jaraquemada | Fernando Talaverano | Lope de Ulloa | Cristóbal de la Cerda

Regentschaft von Philipp IV.: Pedro Osores de Ulloa | Francisco de Álava | Luis Fernández de Córdoba | Francisco Laso de la Vega | Francisco López de Zúñiga | Martín de Mujica | Alonso Figueroa | Antonio de Acuña | Francisco de la Fuente | Pedro Porter Casanate | Diego González Montero | Ángel de Peredo | Francisco de Meneses

Regentschaft von Karl II.: Miguel Gómez de Silva | Diego Dávila Coello | Diego González Montero | Juan Henríquez de Villalobos | José de Garro | Tomás Marín González de Poveda

Regentschaft von Philipp V.: Francisco Ibáñez de Peralta | Juan Andrés de Ustariz de Vertizberea | José de Santiago Concha | Gabriel Cano de Aponte | Francisco de Sánchez de la Barreda | Manuel de Salamanca | José Antonio Manso de Velasco | Francisco José de Ovando

Regentschaft von Ferdinand VI.: Domingo Ortiz de Rozas | Manuel d’Amat i de Junyent

Regentschaft von Karl III.: Félix de Berroeta | Antonio de Guill y Gonzaga | Juan de Balmaceda | Francisco Javier de Morales | Agustín de Jáuregui | Tomás Álvarez de Acevedo | Ambrosio de Benavides

Regentschaft von Karl IV.: Ambrosio O’Higgins | José de Rezabal y Ugarte | Gabriel de Avilés | Joaquín del Pino Sánchez de Rojas | José de Santiago Concha Jiménez Lobatón | Francisco Tadeo Díez de Medina | Luis Muñoz de Guzmán

Regentschaft von Ferdinand VII.: Juan Rodríguez Ballesteros | Francisco Antonio García Carrasco | Mateo de Toro Zambrano y Ureta | Mariano Osorio | Casimiro Marcó del Pont

Normdaten (Person): GND: 142733776 (lobid, OGND, AKS) | VIAF: 159872760 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Garro, José de
ALTERNATIVNAMEN Garro Senei de Artola, Marcos José de (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG Gouverneur von Tucumán, Buenos Aires und Chile
GEBURTSDATUM 1632
GEBURTSORT Mondragón, Guipúzcoa, Spanien
STERBEDATUM 15. Oktober 1702
STERBEORT San Sabstián, Guipúzcoa, Spanien