Die Schule der Diktatoren

Daten
Titel: Die Schule der Diktatoren
Gattung: Eine Komödie in neun Bildern
Originalsprache: Deutsch
Autor: Erich Kästner
Erscheinungsjahr: 1956
Uraufführung: 1957
Ort der Uraufführung: Münchner Kammerspiele, München
Personen
  • Der Kriegsminister
  • Der Premier
  • Der Leibarzt
  • Der Professor
  • Der Inspektor
  • Der Präsident
  • Seine Frau
  • Sein Sohn
  • Der Major
  • Der Stadtkommandant
  • Der Vierte
  • Der Fünfte
  • Der Sechste
  • Der Siebente
  • Der Achte
  • Der Neunte
  • Paula
  • Doris
  • Stella
  • Eine Wirtin
  • Ein Matrose
  • Ein Hausierer
  • Ein Buchhalter
  • Ein Halbwüchsiger
  • Ein junges Mädchen
  • Der Nuntius
  • Der Doyen
  • Der Zehnte, der Elfte, der Zwölfte, der Dreizehnte, der Vierzehnte, ein Panzerleutnant, ein Unteroffizier, zwei Soldaten

Die Schule der Diktatoren ist ein Drama von Erich Kästner aus dem Jahr 1956, das die immer wiederkehrende Manipulierbarkeit der Menschheit und den Missbrauch politischer Macht thematisiert.

Das Stück wurde am 25. Februar 1957 in München uraufgeführt. Aus Kästners Nachlass geht hervor, dass das Theaterstück in einer frühen Fassung bereits 1949 vorlag. Diese Darstellung ist jedoch umstritten. Es scheint, als sei diese Meldung „Bestandteil einer oft abenteuerlichen Öffentlichkeitsarbeit, die Kästner immer wieder ganz gezielt für seine Person und sein Werk betrieb.“[1]

Handlung

Kästner wollte einen alleinigen Bezug auf die NS-Zeit vermeiden. Vielmehr sollte die „Manipulierbarkeit und Demoralisierung der Massen, jene erlebte Form der Entmenschlichung“[2] gezeigt werden. Die Art und Weise, wie politische Macht inszeniert wird und die Menschen willenlos und ohne moralische Werte folgen, ist nicht nur auf das Dritte Reich anwendbar.

Im Stück vertritt eine Gruppe anonymer Drahtzieher, bestehend aus Kriegsminister, Premier, Leibarzt und Professor, das politische Entscheidungssystem. Der Professor bildet in einer Schule im Schloss Belvedere Präsidenten-Doubles aus, die in Verhalten, Mimik und Gestik, Stimmlage und ähnlichen Eigenschaften trainiert werden. Falls ein Präsident zu Tode kommt, können sich die wahren Lenker des Staates eines neuen Präsidenten bedienen. Der wahre Staatschef ist schon lange tot, einzig seine Frau und sein Sohn leben noch. Ihnen kommt die Aufgabe zu, die vermeintliche Echtheit des jeweiligen Doubles im Amt zu bestätigen. Das Volk wird getäuscht, das scheinbare Staatsoberhaupt ist nur eine Marionette. Das Stück zeigt die „Idee einer Inszenierbarkeit absoluter Herrschaft, bei der die Ideologie der bloßen Machtgier untergeordnet ist.“[3] Die Doppelgänger sind als Individuen nicht wichtig. Sie werden wie Nutztiere dressiert, um ihre Aufgabe möglichst gut spielen zu können. Sie sind darüber hinaus so stark anonymisiert, dass ihnen sogar die Namen fehlen. „Der Siebente“ ist der einzige Doppelgänger, der nicht völlig willenlos den Anweisungen folgt, sondern eigene, fast moralische Absichten verfolgt. Er möchte sich mit einem Staatsstreich an die Macht putschen, scheitert aber.

Im Endeffekt wird ein Regierungsumschwung vorgespielt. Die Verschwörer werden jedoch nur durch neue ersetzt.

Literatur

  • Erich Kästner: Die Schule der Diktatoren: Eine Komödie in neun Bildern. Hamburg: Atrium-Verlag. ISBN 3-85535-922-9

Einzelnachweise

  1. Anz, Thomas: Nachwort. Erich Kästner zwischen den Medien. In: Anz, Thomas in Zusammenarbeit mit Matthias Springer und Stefan Neuhaus (Hrsg.): Erich Kästner. Trojanische Esel. Theater, Hörspiel, Film. Band 5. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2004, S. 775–788. 
  2. Zinkernagel, Sarah: "Es gibt chronische Aktualitäten". Dialektische Konzeptionen in Erich Kästners Theaterstück Die Schule der Dikatoren. In: Schmideler, Sebastian; Zonneveld, Johan (Hrsg.): Kästner im Spiegel. Beiträge der Forschung zum 40. Todestag. Tectum Verlag, Marburg 2014, S. 301–329. 
  3. Zinkernagel, Sarah: "Es gibt chronische Aktualitäten". Dialektische Konzeptionen in Erich Kästners Theaterstück Die Schule der Dikatoren. In: Schmideler, Sebastian; Zonneveld, Johan (Hrsg.): Kästner im Spiegel. Beiträge der Forschung zum 40. Todestag. Erich Kästner Studienband 3. Tectum Verlag, Marburg 2014, S. 302–329. 
Werke von Erich Kästner

Romane und Erzählungen:
Emil und die Detektive | Pünktchen und Anton | Fabian. Die Geschichte eines Moralisten | Der 35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee | Das fliegende Klassenzimmer | Drei Männer im Schnee | Emil und die drei Zwillinge | Die verschwundene Miniatur | Der Zauberlehrling | Der kleine Grenzverkehr | Das doppelte Lottchen | Die Konferenz der Tiere | Der kleine Mann | Der kleine Mann und die kleine Miss | Der Gang vor die Hunde

Lyriksammlungen:
Herz auf Taille | Lärm im Spiegel | Ein Mann gibt Auskunft | Arthur mit dem langen Arm | Das verhexte Telefon | Gesang zwischen den Stühlen | Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke | Die 13 Monate

Einzelne Gedichte:
Weihnachtslied, chemisch gereinigt | Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn? | Jahrgang 1899 | Sachliche Romanze | Kurt Schmidt, statt einer Ballade | Die Ballade vom Nachahmungstrieb | Das Eisenbahngleichnis | Der Handstand auf der Loreley

Nacherzählungen:
Till Eulenspiegel | Der gestiefelte Kater | Münchhausen | Die Schildbürger | Don Quichotte | Gullivers Reisen

Hörspiel und Theater:
Leben in dieser Zeit | Die Schule der Diktatoren | Klaus im Schrank oder Das verkehrte Weihnachtsfest

Textsammlungen:
Das Schwein beim Friseur | … was nicht in euren Lesebüchern steht

Autobiographisches:
Als ich ein kleiner Junge war | Notabene 45